Im Zusammenhang mit dem digitalen Archiv zum Informationserhalt des fahrzeughistorischen Kulturgutes ergeben sich immer wieder neue Gespräche und Kontakte. Es freut uns besonders, wenn diese so zielführend sind wie dieses Beispiel.
Auf einer Geburtstagsfeier in unserem Clubheim konnten wir einige Gespräche über das Archiv und unsere Intention zu dem Thema führen. Einige Wochen später stellte uns die Familie Wecker aus dem Nachbarort Merching dann unter anderem das über tausendseitige Buch „Der Kraftwagen“ nebst Einstelltabellen aus dem Jahre 1937 zur Verfügung. Da uns eine Veröffentlichung im Archiv nur möglich ist, wenn entweder der Inhaber des Urheberrechts zustimmt oder das Urheberrecht erloschen ist, haben wir versucht Informationen über den Herausgeber, den Verlag Richard Carl Schmidt & Co, zu erhalten. Ist die Kontaktaufnahme bei einigen Herstellern manchmal schon sehr langwierig, so standen wir hierbei vor dem Problem, dass es den Verlag nicht mehr gab. Dies bedeutet allerdings im Umkehrschluss nicht, dass mit dem Erlöschen des Herausgebers auch das Urheberecht erloschen ist. Es besteht immer die Möglichkeit, dass diese Rechte an einen Rechtsnachfolger übergegangen sind. Mit unserer Partnerschaft in der Deutschen Digitalen Bibliothek erhielten wir Kontakt zum Verlag Klinkhardt & Biermann, der den Kunstbuchzweig des ehemaligen Verlages Richard Carl Schmidt Co weiterführt. Dieser stellte den Kontakt zu den Urenkeln von Richard Carl Schmidt her.
In einem langen und sehr empathischen Telefonat mit Sabine Kehm, Urenkelin von Richard Carl Schmidt konnten wir eine Verbündete im Geiste kennenlernen.
So erfuhren wir auch mehr über den Verlagsgründer Richard Carl Schmidt und den Werdegang des Verlages. Mit gerade einmal 25 Jahren gründete dieser 1897 seinen Verlag. Sowohl als Sportsmann wie als Verleger galt sein Interesse dem Auto. Bereits im Jahre 1903, zu einer Zeit, in der noch oft nach dem Auto mit Steinen geworfen wurde, unternahm er mit seinem Daimler-Benz-Vorgängermodell bereits weite Reisen durch Europa. Es erschien die seinerzeit bekannte autotechnische Bibliothek mit über 100 Bänden und letztendlich 25 Auflagen. 1928 kam ein weiterer wichtiger Produktionszweig durch Ankauf der Verlagsrechte von Haeders, Hilfsbücher für den Maschinenbau mit dem bekannten Werk „Konstruieren und Rechnen“ hinzu. Nach der Zerstörung des Verlagsgebäudes im November 1944 in Berlin änderte der Verlag seinen Sitz 1948 nach Braunschweig und wurde von Richard Carl Schmidt an seine Tochter Frau Dr. Ilse Gutsch übergeben. Er verstarb im Jahre 1951.
Wir mussten im Grunde keine Überzeugungsarbeit für unser Archiv leisten, um Frau Kehm zu begeistern. Frau Kehm löst zurzeit mit ihrer Familie den Haushalt ihrer Mutter auf, wobei immer wieder interessante Details der Familiengeschichte zu Tage treten. Für sie ist auch von Interesse jemanden zu finden, für den die Dinge aus der Auflösung einen Nutzen oder eine Freude bedeuten.
Für die nähere Zukunft ist von unserer Seite aus geplant das gesamte Digitalisierungsequipment einzupacken und einen Vorortbesuch zu organisieren. Derzeit werden von Frau Kehm die Buchbestände gesichtet. Wir freuen uns bereits darauf, die für unser Archiv relevanten Exemplare zu digitalisieren und zu erhalten. Und natürlich letzten Endes auch allgemeinverfügbar zu veröffentlichen.
Auch wenn diese kleine Geschichte Anfang 2025 gerade einmal ein Promille der Einträge im Archiv betrifft, also zwei von zweitausend, ist es doch ein Hoffnungsschimmer. Ein Hoffnungsschimmer zwischen vielen ablehnenden Rückmeldungen auf unsere Anfragen, die auch den Hintergrund haben, sich unteranderem hinter einem Geflecht aus möglichen Urheberrechtsansprüchen zu verschanzen, ohne die Prüfung der Urheberechtsansprüche wirklich zu ergründen.